Gran Fondo New York am 17.05.2015

Anreise und Idee
Am Anfang war es tatsächlich nur eine fixe Idee. Aber als ich Anfang des letzten Jahres zum erstem Mal von dem Gran Fondo in New York gehört hatte, war für mich klar, da möchtest Du auch mal starten. So habe ich mich dann Ende September 2014 einfach mal angemeldet…Glücklicherweise gab es über Ostern auch wieder eine USA-Aktion von Air Berlin und ich konnte einen günstigen Flug ergattern. Mit dem Hotel hatte ich ebenfalls Glück, für Gran Fondo Teilnehmer gab es Spezialpreise im Penn - meinem Lieblingshotel in Manhatten, direkt gegenüber vom Madison Square Garden, also mal wieder mittendrin, im Melting Pott ;-)

So konnte die Reise zwei Tage vor dem großen Radrennen beginnen. Meine schlimmste Befürchtung, dass es das Rad nicht mit nach NY schaffen würde ist ausgeblieben. Ganz alleine wartete es auf mich an der  Sondergepäckausgabe des JFK. Der einfachste und schnellste Weg, um in die Stadt zu kommen wäre die U-Bahn gewesen - aber mit Koffer und Radkoffer? Auf das Abenteuer verzichtete ich und nahm einen privaten Shuttlebus - zu meiner Überraschung zahlte ich den normalen Preis und musste nichts für mein Sondergepäck bezahlen, auch wenn der Koffer wirklich nur sehr sperrig im Bus untergebracht werden konnte. Ein Rad in New York auszuleihen kam für mich im Vorfeld nicht in Frage. Ich wollte mit meinem eignen fahren. Die Gefahr beim Ausleihen ein nicht passendes Rad zu erhalten wollte ich nicht eingehen, daher etwas mehr Aufwand - der für mich aber kein richtiger Aufwand war ;-) Nach endlosen 2 Stunden (rush-hour), hielt der Bus in der Nähe meines Hotels und ich konnte endlich wieder New Yorker Luft einatmen, und hey hier war tatsächlich schon Sommer. 

 

Die nächsten beiden Tage nutze ich, um mich so unauffällig wie möglich in New York zu verhalten. Ich ging im Central Park laufen und Radfahren und erkundete einiges mit dem Rad dabei sind auch ein paar nette Fotos entstanden, die gibt es hier zu sehen gibt. Natürlich gab es auch ein wenig Sightseeing, gutes Essen und Shoppingtouren ;-) Meine Startunterlagen konnte ich direkt nebenan im Convention Center meines Hotels abholen. Please be carefull, there’s a wine bottle insinde. Ich dachte zuerst das sei ein Scherz, aber neben den Startunerlagen und dem Trikot, das getragen werden musste, befand sich tatsächlich auch eine Flasche Rotwein in dem Goddie Bag - coole Idee :-)

Raceday!  
Am Morgen des 17. Mais war ich so was von aufgeregt, ich wusste ja nicht wirklich was mich erwarten würde. Theoretisch wusste ich das schon; 100 Meilen, also 160 km  und 2.800 Höhenmeter und für die Hälfte hatte ich maximal 4 Stunden und 40 Minuten Zeit, das war das (einzige) Zeitlimit für die Fahrt auf dem Bear Mountain.  
Ich wollte auf Nummer sicher gehen und die Subway direkt vor meinem Hotel wählen, um zum Start auf der George Washington Bridge zu gelangen. Natürlich hatte ich gelesen, dass die Linie, die bis zur George Washington Bridge fahren würde, bis 5:00 Uhr fährt und dann erst wieder ab 6:30 Uhr. Ok, aber heute stand ja das Gran Fondo an, da würde die U-Bahn schon fahren. Von wegen, neben zwei anderen Radlern stand ich kurz nach 5:00 Uhr vor einer verschlossenen Subway-Station. Gut, dann also doch schon mal warmfahren - allerdings wusste ich nicht, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde, meinen After-Race-Beutel abzugeben. Für die Fahrt hatte ich eine Stunde Zeit. Die Strecke kannte ich noch von der Freitagstour, aber wie weit es tatsächlich war wusste ich nicht (auf der Rückfahrt stellte sich heraus, dass es ziemlich genau 20 km waren.) Gemeinsam mit anderen Radlern fuhr ich entlang des Hudson. Da ich diesen Weg vor zwei Tagen schon gefahren bin, machte es mir keine Angst, die George Washington Bridge nicht zu sehen. Es war nebelig, man konnte vielleicht 100 Meter weit sehen, aber ich wusste, es würde ein schöner Tag werden... ;-) Kurz vor der Brücke fuhren wir wieder Richtung Manhattan. Ey Leute, seid ihr Euch sicher? Wir sind hier falsch! Ich sah mich schon mit meinen Beutelchen auf dem Rücken, die 160 km fahren. Natürlich waren wir auf dem richtigen Weg, zum Start auf das Lower Level der Brücke (ich wählte für meine erste Überquerung das Upper Level und die Treppen ;-)) Bereits auf der Auffahrt standen zwei LKWs für die Beutel (50 Meilen und 100 Meilen.) Kurz dahinter dann auch die Möglichkeit ein Dixie zu nutzen und das Rad nochmal zu checken.  

  

Nun gab es keinen Weg zurück mehr. Letzter Check, bzgl. Armband, beider Startnummern und dem richtigen Shirt (welches Voraussetzungen für den Start waren) - ich befand mich also im Startbereich, letzter Block 4.000 - 4.500, mein Herz rutschte ungefähr auf die Höhe des Polsters meiner Radfahrhose als ich immer weiter nach vorne ging. 1.504 bedeutete 3. Startwelle. Langsam begann auch die Sonne sich Ihren Weg durch den Nebel zu bahnen und blinzelte auf das Lower Level der Brücke. Bereits jetzt zeigte das Thermometer angenehme 20 Grad an und es würde noch wärmer werden - keine lange Hose, keine Ärmlinge, keine (Regen-) Jacke. Organisator und Gründer der Gran Fondo Serie Uli Fluhme war ebenfalls vor Ort und begrüßte jeden Teilnehmer persönlich mit Handschlag. Bis zum Startschuss durch Uli und seine Frau Lidia wurden auf der Brücke viele Fotos gemacht, es wurde sich über die besten Strategien unterhalten und man blickte in viele fröhliche Gesichter.

  

Pünktlich um 7:00 Uhr rollten die Profis los, direkt dahinter alle anderen - wow, keine 2 Minuten später auch ich. Von der George Washington Bridge ging es direkt in den Palisades Park. Hier nutze ich den Schwung flacher Abfahrten für die jeweils nächsten Anstiege. Erster ernstzunehmender Anstieg war der Alpine Hill nach 19 km, bereits hier die ersten, die schon Pause machten. Ich fuhr einfach mein Tempo weiter (da ich diesen Anstieg letzten Freitag bereits abgefahren bin und wusste was kommen wird.) Flach bis leicht wellig ging es weiter, vorbei an der ersten Verpflegungsstation in Piermont bei km 40 und zum nächsten kurzen aber steilen Anstieg. Das Schild mit der Aufschrift "If you can read this, go faster" zauberte nicht nur mir ein Lächeln ins Gesicht. Auch die nächste Verpflegungsstation bei km 60 in Haverstraw ließ ich aus. Bei km 80 ging es auf den letzten kleinen Anstieg vor dem Highlight des Gran Fondos, dem Bear Mountain. Holy Shit - hörte ich einen Radler vor mir rufen. Ich blicke auf die andere Straßenseite und sah Blaulicht - holy shit, dachte nun auch ich. Der Führende des Gran Fondos kam uns entgegen. Wow und mit was für einem Abstand zu den anderen. Kurze Zeit später ging es auch für uns eine kleine Welle abwärts, ein kleiner Genuss - der letzte. Dann kam auch schon, der 6,6 km lange Anstieg auf den Bear Mountain. Da ich Berge bzw. Anstiege im Mai (sowie auch zum jetzigen Zeitpunkt) immer noch nicht gut fahren kann, teilte ich mir die Strecke gut ein. Netterweise wurden die noch zu fahrenden Kilometer bis zum Gipfel angezeigt und ein paar 100 Meter vorher konnte man bereits die laute Musik, die aus Lautsprechern dröhnten hören. Nach 2 Stunden und 50 Minuten war ich auf dem Partyberg angekommen - nach 45 Meilen war Halbzeit!!! Danach würde es auf dem gleichen Weg zurück 6,6 Kilometer "downhill" runtergehen. Vorher aber der kurze Boxen- und Fotostop. Leider nahm das ganze 15 Minuten in Anspruch. Auch wenn das ein Radrennen war, wollte ich das Erreichen des Gipfels und das Erlebnis GFNY einen Moment lang genießen.

 

Bei der Abfahrt, die ich ebenfalls sehr genoss kamen mir Radler entgegen, die sich jetzt erst auf dem Weg zum Gipfel befanden. Immer wieder gab es Starter, die neben ihrem Rad auf der Leitplanke saßen oder ihr Rad hinaufschoben. Ich litt ein wenig mit ihnen. Allerdings hatte ich jetzt auch noch eine gute Strecke vor mir. Es galt die nächsten Berge bzw. Hügel zu bezwingen. Coll Andrea Pinarello und Cheesecote waren zwei davon, kurze Zeit später folgte dann noch ein kurzer aber knackiger Anstieg mit einer maximalen Steigung von 18 %. Spätestens jetzt merkte ich, dass ich bereits ordentlich Kilometer und Höhenmeter in den Beinen hatte. Leider musste ich nach 68 Meilen nochmal eine Verpflegungsstation anfahren, da ich nur mit einer Radflasche unterwegs war. Dann sollte es in einem Rutsch zurück nach Fort Lee gehen. Auf einem langen flachen Stück konnte ich mich einer Gruppe von 10 Fahrern anschließen und so nochmal ordentlich Tempo machen. Vermutlich musste ich das kurze Zeit später mit schmerzenden Fußballen bezahlen (mittlerweile kenne ich auch den richtigen Grund dafür und habe die alten Radfahrschuhe einfach mal ausgetauscht.) Die letzten 15 km fuhr ich alleine und sehnte jede 100 Meter das Ziel herbei. Im Ziel Tränen vor Schmerzen, Tränen der Erleichterung - Tränen völliger Erleichterung, ich war glücklich!!! Nach Verlassen des Zielbereiches gab es auf dem Eventgelände erst einmal eine riesige Medaille. Ein weiteres tolles Gefühl war es den Rasen unter den nackten Füßen zu spüren. Sofort zog ich die Schuhe aus, und freute mich auf meinen After-Race-Beutel, in dem sich bequeme Schuhe befanden. Nach dem ich das Rad weggestellt hatte, stand erst einmal Carboloading an (es gab ausreichend Nudeln, Kekse, Cola und in einem separaten Bereich auch Bier.) Ich hielt mich hier noch eine gute Stunde auf, genoss die Sonne und schaute mir die Siegerehrung noch an, bevor es glücklich und vergnügt am Hudson wieder zurück nach Manhattan ging. Ich bin die 100 Meilen in 6:48:40 Stunden gefahren und belege damit den 1.033 Platz von 2.561 Teilnehmern, werde 61 Frau von 236 Teilnehmerinnen und belege den 31 Platz in der AK 18-39 von 99 Starterinnen. Damit war ich für die noch recht frühe Saison sehr zufrieden. Ich hoffe sehr, hier irgendwann wieder teilnehmen zu können. Das Rennen war top organisiert, schönes Profil und viele nette Menschen, die unterwegs gewesen sind.

  

Am nächsten Morgen verließ ich meine Lieblingsstadt mit dem Ziel Urlaub in Cape Cod und Boston zu machen. Cape Cod eigenet sich wunderbar für ein paar lange (und flache) Radtouren. Und Boston ist eine wunderschöne Stadt an der Ostküste mit tollen Laufstrecken :-) 

Hier gibt es noch ein paar mehr Fotos!

Im nächsten Jahr wird die Gran Fondo Rennserie um ein weiteres Rennen erweitert, dem Gran Fondo New York - Deutschland. Am 28. August 2016 heißt es dann 160 km und 2.200 Höhenmeter oder 100 km und 1.100 Höhnemeter rund um Hameln - ich freue mich :-)



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