Ironman Frankfurt 2015 - Vorbericht 

Grundsätzlich hat die Vorbereitung auf eine Langdistanz nicht ausschließlich etwas mit Disziplin, Geduld und Ausdauer zu tun, sondern erfordert auch organisatorisches Talent, um Beruf, Familie, Freunde und das ein oder andere Hobby unter einen Hut zu bringen. Ich glaube das ist mir in den letzten sieben Monaten recht gut gelungen. Los ging es wie schon im Jahr davor im Dezember mit Grundlagenausdauer-Training. So kam es auch, dass sich aus der ursprünglich geplanten Fernreise über Weihnachten ein ungeplantes "Trainingscamp" auf Mallorca entwickelte. Die Zeit konnte ich bei bestem Wetter wirklich gut für lockere Trainingseinheiten nutzen.

Das Training im Januar und Februar lief (fast) nach Plan. Ich bin tatsächlich viel geschwommen, habe versucht meine Laufeinheiten so oft, wie möglich nach draußen zu verlegen, es gab aber auch Tage an denen ich tatsächlich lieber das Laufband bevorzugt habe. Die Radeinheiten unter der Woche fanden sehr oft beim Spinnig statt. An den Wochenenden war es Anfang des Jahres sehr oft möglich draußen zu fahren; mit dem Rennrad wenn's trocken war und mit dem MTB wenn's grad mal geschneit hatte (so oft war das gar nicht der Fall - hat aber großen Spaß gemacht ;-)) Fast schon wieder spontan, ging es über das Karnevalswochenende für ein paar Tage nach Mallorca zum Radfahren und zur Mandelblüte. Ein kleines Trainingscamp, welches ich mir auch hätte sparen können... Die Radausfahrt am ersten Tag war trotz leichter Knieschmerzen richtig schön, es ging von Palma nach Valdemossa und wieder zurück. Im Hotel angekommen plagte mich für den Rest des Tages/Abends ein Magen-/Darminfekt, den ich vermutlich von zu Hause mitgebracht hatte... Ohne großen Appetit ging es am nächsten Morgen auf einen schönen Rundkurs nach San Elm. Am dritten Tag hat Jörg sich ausgeklinkt und mein Plan war die Fahrt von Inca zum Cap Formentor. Aufgrund anhaltender Knieschmerzen entschied ich mich dann aber eine flache lange Runde zu fahren. Ich fuhr von Palma an die Playa, nach anderthalbstunden auf dem Rad wurden die Knieschmerzen minütlich schlimmer, so entschied ich irgendwann auf der Tour, dass Llucmajor meine heutiges Ziel werden sollte. Mit dem Bus ging es zurück nach Palma... Der Termin beim Orthopäden kurze Zeit später brachte auch keine neuen Erkenntnisse; eine Entzündung (die sich ja bereits in jedem Frühjahr bei mir bemerkbar machte.)

    

Anfang März, am wärmsten Wochenende des Monats sollte die erste RTF des Jahres stattfinden - jedoch nicht für mich. Tatsächlich hatte mich eine Erkältung erwischt und für 10 Tage ausgeknockt. Pünktlich zu den beiden Halbmarathons Ende März war ich wieder fit ;-) und konnte nicht wie geplant in Venlo einen schnellen Lauf hinlegen, sondern meine Bestzeit eine Woche später in Berlin um drei Minuten verbessern. Neben den normalen Trainingseinheiten standen im April eine intensive Radeinheit mit der Flandernrundfahrt, ein schnelles Wechseltraining beim Dachser Duathlon und ein progressiver langer Lauf beim Bonn Halbmarathon auf dem Plan.

Der Mai ist ein Monat der mir in ganz besonderer Erinnerung geblieben ist. Los ging es direkt mit einer sehr liebgewonnenen Veranstaltung, dem Nordpark Duathlon, hier konnte ich mir auf einer flachen Lauf- und Radstrecke den 3. Platz in meiner Altersklasse sichern. 2 Tage später ging es dann auf die Marathondistanz mit dem Rennrad - früher bin ich Marathons gelaufen, jetzt fahre ich sie lieber ;-) Fast genauso anstrengend, aber mit viel mehr Spaß - und die Tour um das Gladbacher Münster ist für mich der schönste Radmarathon, den ich bisher gefahren bin. Direkt eine Woche später ging es dann auf eine 205 km lange Ausfahrt beim flachen Rees Radmarathon. Nach fast 2 Monaten Schwimmpause (durch die Erkältung, hinzu kamen noch lange Arbeitszeiten und fehlende Motivation), habe ich mich im Mai auch wieder ins Wasser getraut und viel Kraulschwimmen geübt. Mitte Mai ging es nach New York, um das Gran Fondo zu fahren. Sechs Wochen vor meinem persönlichen Saison-Highlight eigentlich eine sehr ungünstige Zeit. Daher nutze ich die Tage um das Radrennen, so wenig wie möglich in New York als Tourist aufzufallen. Meine Laufeinheiten absolvierte ich voller Freude im Central Park, der sich ebenfalls perfekt für Radintervalle geeignet hat :-) 2.800 Höhenmeter verteilt auf 100 Meilen bzw. 160 km beim Gran Fondo waren eine harte und wunderschöne Erfahrung zugleich. Hierzu ist ein ausführlicher Bericht in Arbeit. Nach vier tollen Tagen in meiner Lieblingsstadt ging es für ein paar Tage nach Cape Cod zum Whalewatching und zum Radfahren und dann weiter nach Boston. Radfahren war hier nicht ganz so toll, aber laufen durch die beiden großen Parks und entlang des Charles Rivers waren wunderbar. Ich wollte in diesem Jahr nicht wieder auf einen "Erlebnis"-Urlaub zu Gunsten eines Trainingscamps verzichten und denke, dass ich eine gute Mischung aus Training, Sightseeing und Erholung hinbekommen habe.

     

In der Woche nach meinem Urlaub war es an der Zeit, Sebastian von Komsport in Köln einen Besuch abzustatten. Ich hatte einen Termin mit dem neuen Rennrad und der zu großen, mittlerweile umgebauten Triathlonmaschine für ein Bikefitting. Natürlich haben wir mit dem "Problemrad" angefangen und haben verhältnismäßig lange am Triathlonrad Einstellungen vorgenommen, bis es eine Position gab, in der ich mich wohlfühlte. Natürlich ist das Rad immer noch zu groß (eine positive Einigung mit dem Händler war nach langen Gesprächen Ende letzten Jahres leider nicht möglich), aber zumindest ist eine einigermäßen komfortabele und kompakte Sitzposition nun möglich. Rennrad? Ein Spacer raus. Sattel 50 mm höher. Fertig. Warum das mit dem Rennrad so schnell ging? Weil Sebastian mir im Vorfeld eine Kaufempfehlung gegeben hat, mir genau gesagt hat worauf ich achten soll und welche Größe die richtige ist. Zudem hat der Händler perfekte Arbeit gemacht. Ein glücklicher Kunde kommt wieder (scheint in Düsseldorf bisher nicht angekommen zu sein...) Abgeschlossen habe ich den Mai dann wiederum mit einem 205 km langen Radmarathon - bei der Forsbach Tour ging es über 2.800 Höhenmeter Von Köln in die Eifel. Damit war der Mai auch der Monat mit den am meisten gefahrenen Radkilometern und vermutlich mit den meisten Höhenmetern, die ich jemals in so kurzer Zeit gefahren bin ;-)

    

Der Juni war auch recht rasant, bzw. standen erst einmal 3 Tage Urlaub im Kraichgau an, bevor es dann zum Formtest auf die Mitteldistanz beim Ironman 70.3 Kraichgau ging. Hier war ich sehr enttäuscht, dass Schwimmen und Laufen nicht so funktionierten, wie ich es mir vorgestellt hatte. Glücklicherweise lief eine Woche später beim Bonn Triathlon alles wie am Schnürchen. Vielleicht lag es daran, dass ich einen Tag vorher die Möglichkeit hatte, genüsslich die Radstrecke in Frankfurt abfahren zu können :-) Leider gab es danach einen kleinen Infekt, so dass ich das Wochenende darauf bereits ein wenig tapern musste, bevor es Ende Juni zum letzten Trainingswettkampf nach Düsseldorf zum T3 auf die olympische Distanz ging. Auch hier lief wieder alles wie geplant. Seit letzter Woche sieht mein Trainingsplan recht dünn aus - das heißt dann wohl tatsächlich "tapern"... ;-)

Im Großen und Ganzen konnte ich mich tatsächlich wie geplant auf meine zweite Langdistanz vorbereiten. Natürlich sind mir grade in der letzten Zeit viele Gedanken in den Sinn gekommen; vielleicht bin ich doch ein paar Radmarathons zu viel gefahren, vielleicht bin ich zu wenig alleine Rad gefahren, vielleicht waren vier lange 30 km-Läufe doch etwas wenig, es gab kein richtiges Trainingscamp - viele wichtige Rad-Kilometer, die mir im Frühjahr in der Vorbereitung gefehlt haben, würden 5.000 reine Straßenkilometer auf dem Rad in sieben Monaten ausreichen? Natürlich macht es jetzt keinen Sinn mehr über "hätte, würde, könnte" nachzudenken. Die Frage; wo bitte geht's nach Frankfurt muss ich mir nicht mehr stellen. Ich kenne den Weg, theoretisch und praktisch ;-) 

3,8 km Schwimmen im Langener Waldsee, inkl. kurzem Landgang nach 1,5 km. Die Radfahrt nach Frankfurt, zwei Runden á 84 km, 1.400 Höhenmeter, 180 km gesamt - die Anstiege "The Hell" und der "Heartbreak Hill". Vier Runden (hoffentlich) im Laufschritt durch die Frankfurter City mit Blick auf den Main und die Skyline mit abschließendem Zieleinlauf auf den Römer. Ich habe Angst und Respekt wenn ich daran denke, aber genau das ist es, was ich am Sonntag erleben möchte. Warum mein längster Tag des Jahres allerdings schon wieder auf den wärmsten Tag des Jahres fallen muss, erschließt sich mir nicht...

Der Hessische Rundfunk überträgt das Rennen live ab 10:00 Uhr. Wer mich tracken möchte, sollte wissen, wie's funktioniert ;-)

Eure #838



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