Ironman Frankfurt 2015 - Race Report

Mein Highlight 2015 – der Ironman Frankfurt. Meine 2. Langdistanz und die erste unter dem Label „Ironman“. Das wichtigste zuerst: I am an Ironman. Leider war der Weg ins Ziel diesmal unerwartet hart und hat länger gedauert als ich es mir gewünscht habe.
 
Wie alles anfing und Freitag vor dem Wettkampf 
„Wenigstens einmal muss man auf den Römer gelaufen sein“ - diese Worte meines Arbeitskollegen brachten mich dazu, bereits eine Woche vor meiner ersten Langdistanz im letzten Jahr, mich für das diesjährige Ironman-Rennen in Frankfurt anzumelden. Ein paar Tage vor dem Ironman Frankfurt war klar, dass am Sonntag mit Temperaturen von über 38 Grad zu rechnen wäre. Also ähnliche Verhältnisse, wie in Roth letztes Jahr - puhhh. Ebenfalls war klar, dass der Veranstalter bzw. die Stadt Frankfurt in Verbindung mit dem Gesundheitsamt, das Rennen abbrechen würden, wenn ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr für ausreichend medizinische Hilfe an der Strecke gesorgt werden kann. Die Vorstellung das Rennen aus diesem Grund nicht beenden zu können, war schon hart - aber selbstverständlich teile auch ich die Meinung, dass die Gesundheit aller Athleten vor geht.
Nun sollte aber erst einmal das Race-Weekend starten. Ich entschied mich für eine Anreise am Freitagnachmittag und konnte kurz vor knapp noch meine Startunterlagen am Mainkai abholen und mir mit netten Athleten von Bayer 05 Uerdingen den Bauch bei der Pasta-Party vollschlagen. Das Welcome-Banquet hatte alles zu bieten, was das Triathleten-Herz glücklich gemacht hat – sogar die Getränke waren diesmal inklusive ;-)

Samstag
Am Samstag stand noch eine kleine Radausfahrt inkl. kurzem Lauf im Anschluss auf dem Plan. Mittags wurden noch letzte Besorgungen auf der Triathlonmesse gemacht, bevor es zum Bike-Check-In ging. Dafür gab es extra Busse, die vom Mainkai zum Langener Waldsee pendelten. Als ich mit meinem Radel und den Wechselbeuteln an der Shuttle-Haltestelle ankam, war die Schlage so lang, dass ich entschied nicht zu warten und mich drei Athleten anschloss, die sich grade mit dem Rad zum Schwimmstart machen wollten. Das war auch die wesentlich bessere Entscheidung und der schnellere Weg. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir den See - ein Durchkommen mit dem Auto, geschweige denn mit dem Bus wäre unmöglich gewesen. Es war ein warmer Samstagnachmittag mit 35 Grad Durchschnittstemperatur. Neben den 3.000 Athleten, mindestens genauso viele Besucher, die zum See oder vom See weg wollten. Mit den Räder schlängelten wir uns durch die Autokarawane. Der Check-In lief recht schnell und problemlos und fix wurde Mr. T mit einem durchsichtigen Umhang für die Nacht eingedeckt. Der kurze Check des Langener Waldsees hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. auch wenn ich wusste, dass die 3,8 km mit einem kurzen Landgang ohne Neo zu schwimmen waren. Beim Verlassen des Geländes hatte ich Glück und habe direkt im ersten Bus einen Platz gefunden. Wieder am Mainkai angekommen, gab es auf dem Weg zu meiner Unterkunft noch schnell etwas Pasta und gegen 21:00 Uhr fiel ich todmüde ins Bett.

Sonntag
Viel zu früh klingelte mich der Wecker um 3:30 Uhr aus dem Bett. Duschen, Frühstücken und letzte Sachen zusammen packen. Glücklicherweise hatte ich einen netten Shuttleservice, der mich zum 2 km entfernten Bus-Shuttle gebracht hat. So saß ich müde, aber dennoch entspannt um 5:00 Uhr in einem der Busse, die Hunderte Athleten zum Langener Waldsee gebracht haben. Mit dem Bus anzureisen war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, da die letzte Zufahrtsstraße für den normalen Verkehr gesperrt war. Mehr als pünktlich war ich gegen 5:30 Uhr in der Wechselzone.

Swim
Wieder einmal ging die Zeit bis zum Start sehr schnell um. Um 6:40 Uhr Start der Profi-Männer, 2 Minuten später stiegen die Frauen ins Wasser. Um 6:50 Uhr die erste Gruppe der Altersklasse und mit dem letzten Startschuss um 7:00 Uhr ich. Naja nicht, ganz. Ich wartete eine ganze Weile, bis ein Großteil der Athleten im Wasser war. Nach ca. 2 Minuten, es waren immer noch nicht alle Athleten im Wasser, habe ich mich dann auch mal in den See gestürzt - wobei gestürzt hier maßlos übertrieben ist ;-) Das Schwimmen hat wirklich gut geklappt, in einem Pulk schwamm ich bis zum Landgang nach 1,5 km - mit dem Blick auf die Uhr kam die Ernüchterung 45 Minuten. Ups, würde ich so weiter schwimmen, würde ich vermutlich nach 2 Stunden aus dem Wasser kommen. Ganze 2,3 km waren noch zu schwimmen und als ich dann aus dem Wasser kam, stoppte die Zeit bei 1:45:07 Stunden. Immerhin unter 2 Stunden und nicht ertrunken. Damit bin ich 13 Minuten länger als in Roth letztes Jahr geschwommen mit dem Unterschied, dass ich diesmal keinen Neo anhatte... Egal, jetzt kam eh die Disziplin, auf die ich mich am meisten freute.

    

 
Bike
Mein Fahrrad war recht einfach zu finden, es waren ja nicht mehr so viele da. Ich freute mich auf die 180 km und genoss die Ausfahrt vom Langener Waldsee und wunderte mich bereits hier schon, dass viele Zuschauer mich mit meinem Namen anfeuerten (der stand ja hinten auf meiner Startnummer.) Nach angenehmen 15 km ging es auf die erste Runde, an den Anstiegen "The Beast", "The Hell" und beim Hühnerberg waren die Beine noch frisch und mit einem guten Gefühl ging es nach Friedberg, angekündigt von lautem Hubschraubergeräusch und mehreren Führungsfahrzeugen kam dann auch der Führende und spätere Sieger Jan Frodeno (bereits auf seiner 2. Runde) an mir vorbeigeschossen. Das sah sehrbeeindruckend aus :-) Irgendwann jetzt, fingen meine Fussballen an zu schmerzen. Würde gleich schon wieder weggehen, war meine Hoffnung. Bei der Auffahrt zum Hearbreak Hill war das auch kurzzeitig so - ich genoss die tolle Stimmung und erblickte Jörg, der mich kräftig anfeuerte. Nach dem Troubel in Bad Vilbel ging es durch Frankfurt auf die zweite Runde. Jedoch ohne großen Spaß für mich, die Schmerzen in den Fußballen wurden unerträglich, die ganze Zeit war ich damit beschäftigt, den Druck so gering wie möglich zu halten - was natürlich nicht wirklich möglich war, wenn man vorankommen wollte. Irgendwann habe ich die Schnallen der Schuhe etwas gelöst, was allerdings nur kurzfristig für eine Schmerzlinderung sorgte. Von der zweiten Radrunde weiß ich leider nicht mehr viel, nur dass es irgendwann zwischen Friedberg und Bad Vilbel sehr böig geworden ist, und dass es ewig lang gedauert hat bis ich den Heartbreak Hill ein zweites Mal hochfahren konnte. Aber irgendwann war es dann glücklicher Weise wieder soweit und mir war klar, nur noch 5 km, dann würde ich das Rad in die Wechselzone stellen und den Ironman Frankfurt damit schweren Herzens für mich beenden. Am Heartbreak Hill standen nicht mehr viele Zuschauer, ich glaubte auch, dass der Veranstalter tatsächlich schon dabei war alles abzubauen. Kurz vorm Powerbarbogen stand Jörg, der mich wieder anfeuerte und mir ganz ruhig und sachlich (ohne zu wissen wie es mir ging) mitteilte; dass es unten am Main sehr viel kühler wäre und ich gleich ganz in Ruhe auf die Laufstrecke gehen würde, wir würden uns dann in Frankfurt wiedersehen. Auf der Laufstrecke wiedersehen? Daran glaubte ich nicht... Keine 5 km später, die lang ersehnte Wechselzone. Ein netter Helfer, der mir das Rad abnahm. Instinktiv lief ich an den blauen Wechselbeuteln vorbei, schnappte mir den mit der Nummer 838 und lief weiter ins Umkleidezelt. Vor mir lagen der leichte Gel Tri Noosa9 und der Nimbus 17, mein neuer Wohlfühlschuh. Ich entschied mich für letzteren.

Run
Ehe ich mich versah lief ich aus dem Wechselzelt auf die Laufstrecke. Moment mal, ich wollte das doch gar nicht... Vermutlich wollte ich es doch. Ich lief, nicht schnell, aber immerhin konnte ich laufen und tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass sich meine Fussballen ein wenig erholten. Das Gefühl war allerdings nur von kurzer Dauer, so dass die Schmerzen mich keinen vernünftigen Marathon mehr laufen ließen. Sicherlich hat auch die Hitze einen Teil dazu beigetragen, nicht mehr locker am Main entlangzulaufen, aber zu jeder Zeit habe ich mich in der Lage gesehen, diesem Marathon irgendwie zu Ende zu laufen. Was ein wenig bedrückend war, war der gelegentliche Blick in die DRK-Zelte, in denen Leute lagen, die mit Infusionen behandelt wurden. Auch wenn ich recht spät und recht lange auf der Laufstrecke unterwegs war, gab es noch viele Zuschauer die, die mich und die verbliebenen Athleten angefeuert haben. Auch Jörg stand sehr oft an den verschiedensten Stellen der Strecke, die es vier Mal zu laufen galt, unglaublich wie schnell er mich immer abgepasst hat - bei meinem Tempo aber auch kein Wunder...  ;-) Nach langen 5:23:46 Stunden bin ich dann ins Ziel gelaufen. Und ich muss sagen, dass dieses Gefühl der Erleichterung, wenn man nach der vierten Runde endlich in den Zielkanal abbiegen darf und dann das Stück auf den Römer hinauf läuft, war wirklich wunderbar. Einer der wenigen Momente, den ich heute wirklich genießen konnte und auch wollte. Nach 13:56:54 Stunden stoppt die Zeit. Ich war so unglaublich glücklich ins Ziel gekommen zu sein. Schmerzen und die Finisher-Zeit waren grade völlig nebensächlich. Es gab eine riesige Medaille, Menschen die sich um mich gekümmert haben, es gab das Finisher-Shirt, eine Abkühlung für die Beine und eine eher dürftige Zielverpflegung. Auf einmal ging alles so schnell... Da ich eine Stunde vor Zielschluss angekommen bin, haben wir bis zum Schluss der Finishline-Party um 22:00 Uhr den noch einlaufenden Athleten zu gejubelt.

   

Fazit
Auf der einen Seite war ich froh, meine 2. Langdistanz gefinisht zu haben, aber auf der anderen Seite war ich sehr enttäuscht. Ich war wirklich gut in Form und hatte ein gutes Gefühl, vor allem hatte ich unglaubliche Lust an meine Grenzen zu gehen und wollte neben einem ordentlichen Radsplit einen vernünftigen Marathon im Anschluss laufen. Natürlich habe ich kein Wunder erwartet, aber realistisch wäre eine Zeit zwischen 12 und 13 Stunden gewesen, womit ich (sicherlich) zufrieden gewesen wäre. Leider kam mir zum dritten Mal in einer Radausfahrt überhaupt, das Problem schmerzender Fussballen in die Quere. Aktuell ist aktive Regeneration und die Ergründung meines Fussproblems angesagt - ich mal mal eine kurze Pause ;-)
Last but not least möchte ich ein paar Personen danken, die mir den Weg zum Ironman Frankurt etwas leichter gemacht haben. Danke an meinen Radgruppe für die tollen Trainingsausfahrten und RTFs (auch wenn wir nie eine Touristik, sondern immer nur Rennen gefahren sind), danke an Volker für die langen Läufe im Frühjahr, danke an Markus für einen schönen Radmarathon in Rees, danke an Jörg, dass ich immer an Deinem Hinterrad kleben durfte, danke für die ganze Unterstützung vor, während und nach dem Wettkampf, Deine Worte am Heartbreak Hill waren genau die richtigen (dass es am Main viel kühler sein würde war natürlich gelogen, aber es hat mich irgendwie doch dazu gebracht meine Laufschuhe anzuziehen), danke an Nedim für 1 1/2 Jahre tolle Zusammenarbeit, ich habe sehr viel gelernt, alles hier hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, das Wichtigste; Triathlon soll Spaß machen und im Training darf und sollte man gelegentlich auch mal seine Comfortzonen verlassen ;-) Danke an meinen Arbeitgeber, für die optimale Übernachtungsmöglichkeit in unserem Frankfurter Büro und danke an das junge Pärchen, das mich am frühen Sonntagmorgen zum Bus-Shuttel gebracht hat. Danke an meine Freunde und Familie, die Verständnis für mein aufwendiges Ziel hatten und auch in Zukunft haben werden. 

  

 



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