Meine dritte Mitteldistanz und das zum zweiten Mal bei der Challenge Almere-Amsterdam am 13.09.2014

Same procedure as last year? Eigentlich war lange im Vorfeld klar, dass ich die Mitteldistanz in Almere dieses Jahr wieder als meinen persönlichen Triathlon-Saisonabschluss bestreiten  wollte. Und eigentlich war ich 8 Wochen nach der Langdistanz in Roth auch wieder gut in Form, um eine Mitteldistanz ordentlich zu finishen. Dachte ich. Allerdings musste ich in den letzten beiden Wochen gleich dreimal meinen langen Lauf (30 km) abbrechen, zweimal davon wegen Schmerzen und die letzen beiden Schwimmeinheiten konnte ich zwecks Zeitmangels auch nicht mehr absolvieren. Trotzdem fühlte ich mich gut und wollte in Almere ein schönes Rennen zum Abschluss machen.

Wie schon im letzten Jahr ging es nach einem halben Tag Arbeit ins 200 km entfernte Almere. Für die Übernachtung wählte ich diesmal das NH in Naarden, was auf jeden Fall eine gute Wahl war, ruck zuck war man im 15 km entfernten Almere. Nach dem Einchecken im Hotel ging es zum Einchecken des Bikes. Ohne lange Wartezeit bekam ich meine Startunterlagen. Schnell meine Beutel fürs Bike und für den Run gepackt, das Rad startklar gemacht und eingecheckt. Wie im letzten Jahr, dachte ich – aber eins war anders; das Wetter. Während es letztes Jahr schon am Vortag regnete, schien heute die Sonne bei angenehmen 20 Grad, das sollte sich auch morgen nicht ändern. Es war Nordost-Wind für morgen angesagt und im Briefing erfuhren wir, dass wir den Wind auf den ersten Kilometern am Meer entlang merken würden. Na hoffentlich keine Böen dache ich mir, ich hatte mich nämlich für die 808 entschieden und wollte mich nicht vom Rad wehen lassen. Nachdem alles erledigt war, wurde es Zeit für die Nahrungsaufnahme. Die Pastaparty fand diesmal ab 17:00 Uhr für alle Teilnehmer (Lang- und Mitteldistanz) gleichzeitig statt. Diesmal gab es auch eine richtig große Auswahl an Speisen - die 20 Euro für die Begleitperson sind auf jeden Fall gut investiert. Nach der Pastaparty machte ich noch einen Kontrollgang über das Gelände und warf einen letzen Blick in die Wechselzone auf mein Bike ;-) Das offizielle Briefing fand heute um 12:00 Uhr statt, ein zweites wurde um 20:00 Uhr angeboten, an dem ich selbstverständlich auch teilnahm. Dann ging es auch schon wieder zurück ins Hotel. Sachen zurechtlegen, schlafen und von Almere träumen.

Gegen 6:00 Uhr checkte ich aus (diesmal habe ich mich nur für eine Nacht entschieden.) Die Frühstücks-Lunchbox vom Hotel wurde auf der Fahrt nach Almere geplündert. Kurz vor halb sieben fand ich mich wieder an der Esplanade in Almere ein. Das schöne an dem Triathlon in Almere sind unter anderem die sehr kurzen Wege, auch Parkplätze gibt es Mitten in der City reichlich (Flatrate-Parking für 5,00 bzw. 9,50 Euro.) Nachdem ich die Flasche und das Trinksystem an meinem Rad befüllt hatte, schaute ich mir um 7:00 Uhr den Start  der Profis auf der Langdistanz an. Wir (alle Mitteldistanz-Athleten) waren um 8:10 Uhr dran. Noch so viel Zeit, sehr ungewohnt ich war mal überpünktlich. So genehmigte ich mir einen Kaffee und vertrieb mir die Zeit mit Musik aus meinem mp3-Player, wie entspannend dachte ich - muss nicht immer alles hektisch sein…

Swim

Neo an, After-Run-Beutel weggebracht, in den Startkanal gestellt und zum Schwimmstart gegangen. Noch 5 Minuten bis zum Start sagt der Sprecher als ich mich ins 18,5 Grad warme Wasser begebe (ich empfand die Temperatur als angenehm.) Kurzes Einschwimmen, die Brille beschlägt, ich befinde mich auf einmal in der 2. Startreihe, Kanonenschuss, es geht los. Menschen, ganz viele, vor mir, neben mir, hinter mir. Ich sehe sie nicht, ich spüre sie nur. Ich versuche zu schwimmen, habe das Gefühl nicht voranzukommen. Mein Puls ist gefühlt auf 180, Schnappatmung, irgendetwas stimmt hier nicht, immer noch keine klare Sicht. Viele Schwimmer ziehen an mir vorbei und ich beschließe erst einmal zur Ruhe zukommen, schiebe die Brille auf die Stirn und bewege mich vorwärts – von schwimmen kann grade keine Rede sein. Jetzt ärger ich mich, dass ich das letzte mal vor 10 Tagen im Wasser war.  Ich denke ans Aufgeben. Als ein Boot sehr nah links neben mir fährt, tue ich so als hätte ich nichts gesehen. Boot? War da ein rettendes Boot? Ich habe keins gesehen. Dann fange ich an zu rechen, 1 Stunde 20 habe ich Zeit, hinter mir schwimmen noch Athleten und die erste Wendeboje kommt tatsächlich näher. Nachdem ich die Boje umrundet habe, fühle ich mich wieder gut, setze die Brille auf und lasse Wasser hinein, so dass sie nicht mehr beschlagen kann. Ich schwimme; Brust und Kraul im Wechsel, überhole ein paar Schwimmer. Die nächste Boje kommt näher, nach dem Umrunden geht es zurück zum Ausstieg – das letzte Drittel. Ich steige aus dem Wasser, glücklich die erste Disziplin doch geschafft zu haben, 47 Minuten steht auf meiner Uhr. Das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Schadensbegrenzung, denke ich und freue mich aufs Radfahren. Der Wechsel funktioniert problemlos, mein Rad finde ich recht schnell – stehen ja auch nicht mehr so viele da.

Bike

Los geht’s auf den 92,5 km langen Bikecourse. Diesmal geht es über Radfahrwege raus aus Almere auf den Deich am IJsselmer, auf den ersten 10 km bin ich recht flott unterwegs und auch recht einsam, mal ein Athlet den ich überhole, mal ein noch schlechter Schwimmer, aber besserer Radfahrer, der mich überholt. Nach ca. 10 Kilometern überhole ich die erste Frau (na endlich), den Blick nach vorne gerichtet, viele Athleten vor mir, nun aber auch Gegenwind. Die Aufholjagd geht weiter, ich kämpfe mich gegen den Wind und überhole. Ich fahre mit einem guten Gefühl, blicke nach links auf den Dunst des Meeres und denke, das sah letztes Jahr aber ganz anders aus (klar, hat ja auch geregnet…) Nach 40 km geht es ins Landesinnere, viele Athleten kann ich auch hier nochmal überholen, die 35 steht wieder auf meinem Tacho. 1 Stunde 20 Minuten habe ich bisher benötigt. Ich wäre gerne schneller gefahren, von jetzt an hoffte ich auf wenig Wind und weiterhin gute Beine. Gefühlt wurde der Wind auch weniger, leider wurden aber auch die Beine müder. Auf den letzten 30 km trat ich was das Zeug hielt, kam aber nicht mehr über die 30 km/h. Nach 3 Stunden und 9 Minuten erreichte ich die Wechselzone – natürlich habe ich gedacht, grade auf einer flachen Strecke schneller unterwegs sein zu können, aber der niederländische Wind ist halt auch nicht zu unterschätzen.

Run

Zu diesem Zeitpunkt ein wenig enttäuscht über meinen Radsplit ging es auf die Laufstrecke. Eigentlich wollte ich mit meinem Trinkgürtel und meiner eigenen Verpflegung laufen, da ich aber mittlerweile über einen ausreichenden Elektrolythaushalt verfügte, verzichtete ich auf den unnötigen Ballast. Das hatte allerdings zur Folge, dass ich jede Verpflegungsstation (alle 1,5 km) mitnahm, Wasser trank und den gereichten Schwamm nur so fest über dem Kopf ausdrückte, dass kein Wasser in die Schuhe laufen konnte. Man lernt ja hinzu oder bekommt mit der Zeit auch hilfreiche Tipps ;-) In diesem Jahr galt es anstatt zwei Runden, drei Runden zu laufen - was mir eigentlich entgegenkommen sollte - dachte ich. Recht flüssig ging es los, leider schaffte ich die erste Runde nicht komplett ohne Gehpause. Beim Start in die zweite Runde wurde ich von Markus Fachbach überholt, der grade führender auf der Langdistanz war - das freute mich, motiviert lief ich auch wieder, aber leider nicht lange. Gefühlt war die zweite Runde die schlimmste. Ich war verzweifelt und traurig, wusste nicht warum es nicht lief. Die Beine waren schwer und der Kopf wollte nicht mehr. Als es auf die dritte Runde ging, nahm ich mir vor durchzulaufen, egal wie langsam - Hauptsache laufen und auf gar keinen Fall gehen. Das gelang mir nicht ganz. Bei Kilometer 19 sah ich Markus Fachbach zum zweiten Mal, ganz kurz und nur von hinten. Ich versuchte mir immer wieder zu sagen: Lauf, es ist nicht mehr weit. Nachdem ich dreimal am Ziel vorbeigelaufen bin, durfte ich nach 2 Stunden und 12 Minuten ebenfalls über die Ziellinie laufen. Ich war erleichtert... und enttäuscht. Finisher-Medaille und Shirt hatten in diesem Moment keine große Bedeutung für mich.

Frisch geduscht ging es nach dem Finish ans Buffet, das nicht ganz mit dem der Pasta-Party mithalten konnte, aber für den kleinen und bei mir für den mittlerweile großen Hunger war es ausreichend (belegte Brötchen, Pommes, Couscous, Hähnchenspieße...) Die Massage ließ ich heute ausfallen, ich wollte einfach nur nach Hause. Kurz habe ich den Athleten auf der Langdistanz zugeschaut, die hatten ganze 6 Laufrunden zu bewältigen. Dann ging es zum Bike-Check-Out und in die Wechselzone, meine Beutel abholen und wieder alles ins Auto verladen. Im Auto kam mir dann aber doch noch der Gedanke an die Nordsee zu fahren, ich musste mich doch wenigstens einmal im Jahr vergewissern, ob an meinem Strand alles in Ordnung war. War es und bei mir so langsam auch wieder...

2 Tage nach dem Rennen sehe ich die Sache schon wieder ein bisschen anders. Ich habe das Schwimmen vergeigt, direkt die erste Disziplin - aber selbst wenn ich 5 Minuten schneller geschwommen wäre, weiß ich nicht, ob ich den Halbmarathon beherzter gelaufen wäre. Vielleicht sind 2 Monate nach einer Langdistanz für mich aber auch einfach zu früh, um eine gute Mitteldistanz zu finishen (für Luxemburg war ich fast 7 Monate im Training.) Ich hoffe sehr, dass ich meine Willenskraft nicht im Weerwater verloren habe, denn ich möchte sie nicht erst in 361 Tagen wiederfinden. Almere, ich werde wiederkommen, wieder mit der Einstellung ein schönes Saisonabschluss-Rennen zu haben, jedoch ohne mir ein zeitliches Ziel zu setzen. Am besten werde ich dann auch wieder erst kurz vor knapp am Schwimmstart stehen, vermutlich brauche ich diesen Adrenalinkick, und eine neue Schwimmbrille werde ich mir kaufen... Und Verstärkung werde ich mitbringen - ich hoffe, es fühlen sich jetzt auch tatsächlich zwei Personen angesprochen ;-)

Meine Almere-Chronik

  Swim #S Bike#B AfterBike  #AB Run#RTotal  AK Total
 2014 00:47:0530 03:09:30 16 04:03:05 20 02:12:4323 06:21:6221/33396/490
 2013 00:48:1628 03:27:11 27 04:25:49 28 02:18:3124 06:51:0027/28 413/445

Eigentlich kann ich mit meinem Ergebnis zufrieden sein. Ich war schneller als im letzten Jahr und fand auch die äußerlichen Bedingungen härter, letztes Jahr hat es zwar geregnet - aber den Wind hatte ich nicht so stark in Erinnerung (grade auf den ersten 30 km bin ich letztes Jahr ein höheres Tempo gefahren.) Ich hatte definitiv eine tolle Triathlon-Saison und freue mich schon auf die nächste. Bevor es aber in die Saisonpause geht, werde gleich zweimal fremdgehen und möchte die Saison mit einem Radrennen und einem letzten Lauf abschließen. Stay tuned :-) 



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