
Trainingscamp mit Hannes Hawaii Tours unter der Leitung vom Professional Endurance Team
Die 2 Wochen im Trainingscamp auf Fuerteventura sind viel zu schnell rumgegangen... Für den gezielten Aufbau meiner Grundlagenausdauer entschied mich für ein geführtes Trainingscamp auf Fuerteventura. Dafür sprach, dass ich bisher noch nicht auf der Insel war und die Camps auf Mallorca erst im April stattfinden würden. Was mich genau erwarten würde wusste ich nicht, bis eine Woche vor dem Camp eine E-Mail vom Veranstalter kam, mit Trainingsplänen und hilfreichen Informationen, wie z. B. der Empfehlung Zeitfahrräder nicht mitzunehmen. Hmpf... so gerne wollte ich doch das neue Rad testen. Wie sich aber später herausstellte war das Rennrad tatsächlich die bessere Alternative. In der zweiten Woche wehte ein ordentlicher Wind und fahren in Aeroposition in der Gruppe ist eh verboten. Natürlich gab es aber auch Athleten, die ihre Zeitfahrmaschinen präsentieren mussten ;-) In Abstimmung mit meinem Coach entschied ich mich für einen Plan mit ca. 22 Trainingsstunden pro Woche - hört sich wenig an, war es aber nicht ;-) inbegriffen waren auch zwei Ruhetage pro Woche.

Bei der Ankunft im Las Playitas wurden wir direkt von Susanne Buckenlei, die das Camp mit Matthias Fritsch leiten würde, begrüßt. Danach gab es einen Rundgang durch die Anlage. Nach dem Abendessen folgte dann auch die offizielle Begrüßung der 120 Campteilnehmer durch das Professional Endurance Team. Matthias erklärte das Programm der nächsten Tage, was wie folgt aussehen würde, Lauf-ABC und Schwimmtechnik morgens um 7:30 Uhr alle zwei Tage im Wechsel danach würden die Radausfahrten stattfinden und um 17:00 Uhr hätten wir die Möglichkeit nochmal zu schwimmen oder könnten unter Anleitung Stabis und Dehnübungen machen. Ein Meeting gab es fortan jeden Abend mit anschließendem Vortrag, für die Leute die Lust hatten sich das anzuhören (vorbildlich hörte mir bis auf einen, alle an.)
Nach Lauf-ABC und Frühstück ging es zur ersten gemeinsamen Radausfahrt am Sonntag, vorher absolvierten wir in unseren Gruppen noch ein gemeinsames Fahrsicherheitstraining. Die anschließende Radrunde hatte schon ein paar ordentliche Höhenmeter in sich, das sollte sich an den nächsten zwei Tagen auch nicht ändern, die Umfänge wurden gesteigert und wir durften anspruchsvolle und abwechslungsreiche Strecken fahren, wobei die Landschaft sich nicht wirklich viel änderte (trockene Vulkanlandschaft.) Den Mittwoch, unseren ersten Ruhetag verbrachte ich überwiegend am Hotelpool bevor am späten Nachmittag das Neoprenschwimmen im Meer auf dem Plan stand. Wir simulierten mehrfach einen Schwimmstart und schwammen ein paar hundert Meter - also nichts wildes für einen Ruhetag ;-) Am Donnerstag stand Kraftausdauer am Berg auf dem Plan. Im 30 km entfernten Antigua gab es einen netten Anstieg über 6 km der diesmal bewusst mit "Kette rechts" gefahren werden sollte. Nach den gut 20 Minuten treten wird man mit einem tollen Ausblick und hungrigen kleinen Nagetierchen belohnt. Für einen kleinen Adrenalinschub sorgt dann die schon fast kurz wirkende Abfahrt. Laut Trainingsplan durfte ich das gleich zweimal erleben ;-) Im Café am Fuße des Berges füllten wir unsere Speicher wieder auf, bevor es wieder zurück nach Las Playitas ging. Am Freitag stand dann eine lange Radausfahrt auf dem Programm und der Samstag diente wieder der Entspannung und Regeneration. Ebenfalls am Samstag fand der Lighthouse Triathlon (Olympische Distanz) auf der Hotelanlage statt. Wir schauten uns Schwimmstart und das Laufen an. Ich setze mich heute auch nochmal auf das Pony um ins 6 km entfernte Gran Tarajal zu fahren um neue Kontaktlinsenflüssigkeit zu besorgen, die war mir im Koffer ausgelaufen... In Gran Tarajal sind auch die Fotos vom Strand entstanden ;-) Danach ging es unmittelbar an den Hotelpool - Ruhetag!

Nachdem wir nun ausgeruht waren, stand am Sonntag der 2. Woche das knackige Wechseltrainig auf dem Programm. 18,5 km Rad und 2,5 km Laufen 3 x im Wechsel progressiv. Nachdem die Einrollrunde recht schnell war, hatte ich nicht das Gefühl die dritte Runde auf die zweite steigern zu können, doch da nicht nur in mir sondern auch bei den anderen Teilnehmern ein bisschen Wettkampffeeling (bei mir zumindest immer noch im oberen GA1 Bereich) aufkam, gelang es mir die Radrundem sowie die Läufe tatsächlich kontinuierlich zu steigern - der erste Duathlon kann kommen! Den Sonntag ließen wir dann am Pool und mit Stabis/Dehnen ausklingen. Für den heutigen Montag hatte ich ein Testrad unter dem Sattel, in erster Linie um das wattgesteuerte Fahren zu testen. Das Radl hatte aber noch ein weiteres nettes Gimmick - vom Wattmesser war ich schon ein wenig beeindruckt, aber noch ein bisschen mehr vom 808. Ein Must-Have?! Als ich jedoch heute morgen kurz vor 10:30 Uhr zum Treffpunkt für die Radausfahrt kam, musste ich feststellen, dass keiner da war. Meine schlimmste Befürchtung, dass ich eine halbe Stunde zu spät war, wurde mir von Matthias direkt bestätigt.
Hmpf... 4 Stunden Rad standen auf dem Plan. So meine Überlegung loszuradeln und nach 2 Stunden wieder umzukhren. Mit dem Plan fuhr ich recht gut, auf Fuerteventura findet man sich recht schnell zurecht, so kam ich nach 93 km wieder heil im Las Playitas an. Ich könnte ja jetzt behaupten, dass mich Konstantin Bachor (Deutscher Pro-Triathlet, der letzten Sa. den Lighthouse Triathlon hier auf Fuerteventura gewonnen hat) überholt hat und ich ihn nach einiger Zeit auch wieder eingeholt hatte. Das war tatsächlich so, wir trafen uns an einer Baustellenausfahrt wieder - allerdings wartete er hier vermutlich schon ein bisschen länger ;-) Am Dienstag standen kürzere Ausfahrten auf dem Plan, ich entschied mich für die 2,5 Stunden und 56 km. Los ging es recht gelassen, obwohl wir auch jetzt kräftig gegen den Wind lenken mussten. Nach 2/3 der Strecke wurden die Böen immer stärker, so dass unser Guide entschied den direkten Weg ins Playitas einzuschlagen. Dennoch waren wir 2,5 Stunden unterwegs. Nach zwei Stunden Pause stand der gemeinsame Lauf auf dem Plan, es sollte hoch zum Leuchtturm gehen, 13 km Wendepunktstrecke. Der Anstieg war ordentlich, unterwegs und oben gab es netterweise auch je eine Verpflegungsstation. Ich empfand das Bergablaufen wesentlich angenehmer ;-)
Am letzten Ruhetag entschied ich mich für einen Ausflug an die Costa Calma, da ich Fuerteventura mit langen Sandstränden und türkisem Wasser in Verbindung brachte und in Jandia auch nicht enttäuscht wurde. Ich verbrachte 1,5 Stunden in Fuerteventuras Süden bevor es wieder in 75 Minuten mit dem Bus wieder zurück nach Gran Tarajal und dann nach Las Playitas ging. Ich lies den Tag mit anderen Athleten am Hotelpool ausklingen. Am Donnerstag stand die Königsetappe des Camps auf dem Plan 102 km (mein Tacho zeigte allerdings nur 99 km an) nach Los Molinos und wieder zurück, der Wind war heute direkt mal etwas gnädiger mit uns. Nach der Tour gab es für mich noch den letzten kleinen Lauf (die 5 km Hausrunde), zur Lockerung der Beine. Für Freitag standen ein Spaßtriathlon (500 m Schwimmen im Meer/18,5 km Rad und 5 km Laufen) oder eine 1,5 stündige Radausfahrt an. Da mir der Start um 11:00 Uhr zu spät war, fuhr ich um 10:00 Uhr alleine los, es wehte ein heftiger Wind (aber immerhin keine Böen), so dass ich meine geplante 60 km-Runde auf 40 km verkürzt habe. Es war der letzte Tag, fahren wollte ich auf jeden Fall, heil heimkommen wollte ich aber auch, so bin ich auch mit diesem Plan recht gut gefahren. Den Nachmittag verbrachte ich am Pool. Nach der offiziellen Verabschiedung ging es für einige Athleten bis in die frühen Morgenstunden noch an der Sportsbar weiter, Samstag bedeute Ruhe- und leider auch schon wieder Abreisetag...

Mein Trainingstagebuch der letzten zwei Wochen, vom Umfang war das etwas mehr als das doppelte meiner heimischen Trainingseinheiten, wobei hier der Schwerpunkt auf dem Radfahren lag und mir persönlich das Laufen ein wenig zu kurz gekommen ist (aber ich wollte mich an den Plan halten und es nicht übertreiben.)
| Morgens | Vormittags | Nachmittags | Abends |
| Woche 1 |
Sa. | 14:00 Uhr Ankunft | | | |
So. | Lauf ABC | Rad, 34 km | diA 5 km-Lauf | |
Mo. | Schwimmtechnik | Rad, 73 km | diA 5-km-Lauf | Stabis und Dehnen |
Di. | Lauf ABC | Rad, 71 km | | Schwimmtechnik |
Mi. | Ruhetag (Abends Neoschwimmen im Meer) | | |
Do. | Schwimmtechnik | Rad, 75 km (KA am Berg) | diA 5 km-Lauf | Stabis und Dehnen |
Fr. | Lauf ABC (Bergläufe) | Rad, 88 km | | Schwimmtechnik |
Woche 2 |
Sa. | Ruhetag (15 km mit dem Rad nach Gran Tarajal) | | |
So. | Schwimmtechnik | Koppeltraining 3 x 18,5 km und 3 x 2,5 km Laufen | |
Mo. | Lauf ABC | Rad, 93 km (alleine) | | |
Di. | Schwimmtechnik | Rad, 50 km (sehr windig, Böen) | 13 km Laufen zum Leuchtturm |
Mi. | Ruhetag (Ausflug nach Jandia) | | |
Do. | | Rad, 99 km | diA 5 km-Lauf | |
Fr. | Schwimmtechnik | Rad, 40 km (alleine, sehr windig) | | Stabis und Dehnen |
Sa. | 10:00 Uhr Abreise | | | |
Fazit: Die zwei Wochen Trainingscamp nehme ich als sehr wertvolle und hoffentlich auch als effektive Zeit mit, zweites wird sich vermutlich erst in Zukunft zeigen. Es war eine schöne Zeit, in der diesmal wirklich nur der Sport im Vordergrund stand, bei angenehmen Temperaturen und auch mal etwas Wind herrschten auf Fuerteventura (fast) optimale Trainingsbedingungen (auf Mallorca hat es zu dieser Zeit in den Bergen z. T. noch geschneit.) Ich hatte ja ein wenig Bedenken mit 120 verrückten Menschen zu trainieren, da wir aber alle ein ähnliches Ziel hatten, hat auch die Einteilung der Radgruppen gut gepasst (manchmal besser und manchmal weniger gut, zwischendurch gab es Leute, die aus der Reihe tanzen mussten...) Ein großes Lob an den Veranstalter Hannes Hawaii Tours, Hannes Blaschke durfte ich am letzten Abend auch persönlich kennenlernen, cooler Typ. Die sportliche Leitung des Camps übernahm das Professional Endurance Team unter Susanne Buckenlei (3-malige Norseman-Gewinnerin), Matthias Fritsch und Hans Nilsson (beide mehrfach erfolgreiche Finisher auf der Langdistanz), auch die Radguides haben einen tollen Job gemacht. Neben netten Leuten im Camp durfte ich auch Triathlongrößen wie Dave Scott, Mark Allen und Chris McCormack (MACCA) kennenlernen - die letzten drei leider nicht persönlich.
Neben dem Sport hatte ich auch endlich mal wieder Zeit zu lesen. Das Buch "Iron Men" handelt vom legendären Duell (Iron War) zwischen Dave Scott und Mark Allen 1989 auf Hawaii (ich hatte beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl dabei zu sein), zugleich erfährt man auch sehr viel über die beiden Herren und Ihre Trainingsmethoden - für Triathleten eine Pflichtlektüre. Für Menschen, die den Sport und die die Leidenschaft Triathlon verstehen wollen, ebenfalls ;-) In dem zweiten Buch "I'm here to win" geht es um die Lebensgeschichte von Chris McCormack - einem Ausnahmeathleten (sicherlich nicht der sympatischste), der kein Blatt vor den Mund nimmt - zum Teil mit hilfreichen Tipps und auch sehr lesenswert. Ich glaube, dass ich sehr viel aus dem Camp mitgenommen habe und freue mich schon sehr darauf, die ein oder anderen Teilnehmer in diesem Jahr auf Wettkämpfen wiederzusehen (Roth, here we come!) - oder spätestens nächstes Jahr aufm Raumschiff Triathlon - so hat meine liebe Freundin Andrea das Camp bezeichnet. Zitat am letzten Abend; schon cool wie das Raumschiff (Las Playitas) morgens alle Athleten ausspuckt und abends über den roten Teppich (die letzten 6 km Radweg zurück zum Camp) wieder in sich verschluckt, bevor es am nächsten morgen wieder in eine Mondlandschaft auf dem Planeten GA1 hinausgeht.