Datev Challenge Roth 2016 - Race Report

Bereits vor einem Jahr entschied ich mich dazu nach meiner ersten Langdistanz in Roth 2014, zwei Jahre später wieder hier starten zu wollen. Sechs Wochen ist mein Saison-Highlight 2016 nun schon her - allerhöchste Zeit für einen Wettkampfbericht. Es war ein langer und toller Tag, der sogar etwas überraschend ausging.  
 
Freitag

Der Freitag vor dem Wettkampf stand im Zeichen der Anreise. Für die 520 km benötigten wir diesmal mehr als 7 Stunden. Also doch die richtige Entscheidung am Freitag und nicht erst am Samstag anzureisen, wie zuerst überlegt ;-) Wir schaffen es noch die Startunterlagen abzuholen und gegen 19:00 Uhr auf die Pasta-Party. Danach liefen wir noch kurz über die Triathlon-Messe. Aber unser eigentliches Ziel war es, im Hotel in Schwanstetten einzuchecken, wo wir kurze Zeit später auch ankamen. Der perfekte Ausgangspunkt für den Wettkampf am Sonntag und für eine Radausfahrt am nächsten Morgen ;-) 

Samstag
So ging es nach dem Frühstück direkt aufs Rad für eine kleine Ausfahrt inkl. einem kurzen Lauf im Anschluss. Bewusst sind wir keinen Streckenabschnitt der Wettkampfstrecke gefahren. Hier gibt es so viele Möglichkeiten auf welligen Strecken Rad zu fahren :-) Der anschließende Lauf hingegen, führte mich dann an die Schleuse Leerstetten, da unsere Unterkunft direkt an der Laufstrecke lag ;-) Wie würde es sein, wenn ich nach 12 gelaufenen Kilometern am Sonntag an unserm Hotel vorbeikommen würde? Wie würde es sich anfühlen, wenn ich am Sonntag zweimal durch das Stimmungsnest in Leerstetten laufen würde? Ich freute mich auf das Rennen, aber spätestens jetzt kam auch leichte Nervosität auf… Nach unserem kleinen Ausflug packte ich meine Beutel für den nächsten Tag. Danach trafen wir uns zum Mittagessen im Biergarten unserer Unterkunft. Gestärkt ging es dann mit Sack und Pack zum Bike-Check-In nach Roth. Merke: Zum Bike-Check-In immer den eigenen Chip mitbringen, wenn keiner vom Veranstalter gestellt wird. Aber auch das war kein Problem, ich durfte in die Wechselzone und konnte das Rad an seinen vorgesehenen Platz abstellen. Recht zügig lief die Abgabe der Beutel und des Rades. Jedoch haben wir die Zeit ein weinig aus den Augen verloren, als einige Profis wie Yvonne van Vlerken, Nils Fromhold und Jan Frodeno ihre Räder eincheckten. Dadurch verpassten wir es, rechtzeitig zur Wettkampfbesprechung in Roth zu sein und entschieden uns, an den Rothsee zu fahren um dort zu entspannen und etwas zu essen. Am Abend trafen wir unsere Vereinskollegen Manfred und Paul im Hotel, die grade beim Carboloading waren. So bekam ich doch noch ein paar Informationen von der Wettkampfbesprechung mit. Weiterhin tauschen wir noch die besten Strategien für morgen aus ;-) Dann ging es auch schon ins Bett - die Nacht würde kurz werden.

       

     

Sonntag
Der Wecker klingelte um 3:40 Uhr - viel zu früh. Nach dem Duschen, Frühstücken und letzte Sachen zusammen packen, saßen wir um 5:00 Uhr zu dritt im Auto auf dem Weg zum 16 km entfernten Schwimmstart in Heuberg. Auf den letzten 6 Kilometern gab es Stau, diesmal konnte ich entspannt bleiben. Wir hatten noch genügend Zeit und wenn es tatsächlich kritisch werden würde, könnte ich einfach aussteigen und zu Fuß gehen/laufen. Das war glücklicher Weise nicht notwendig. Vom Parkplatz waren es nur wenige 100 Meter bis zur Wechselzone. Ich konnte in Ruhe die Flaschen an meinem Rad befüllen, Riegel und Gels anbringen und meinen After-Race-Beutel abgeben. Kurz bevor ich mich in meinen Neo zwengte, verabschiedete ich mich von Jörg und Roxi und wünschte beiden einen schönen Tag - sie mir viel Glück und ein erfolgreiches Finish.

Swim
Wieder einmal ging die Zeit bis zum Start sehr schnell um. Um 6:30 Uhr Start der Profi-Männer, 2 Minuten später stiegen die Frauen ins Wasser. Um 6:45 Uhr geht die Gruppe mit den schnellen Altersklasse-Athleten, um 6:50 Uhr die erste Frauengruppe und um 6:55 Uhr die zweite Frauengruppe an den Start. Für mich geht es in der zweiten Frauengruppe los. Der Startschuss ertönt und ich schwimme los und finde direkt viel Platz zum Schwimmen. Ich schwimme in meinem Tempo, auch als die Athleten der nächsten Startgruppen (Starts im 5-Minuten-Takt) mich überholen, gibt es immer noch vier Frauen (rote Badekappe), die in meinem Dunstkreis schwimmen. Die Brücke, an der es in einer Wende zurückgeht, erscheint noch so weit weg und die 200-Meter Marken am Ufer machen es auch nicht leichter. Auch wenn ich in den letzten Wochen tatsächlich öfter im See war, merke ich, dass man mit 15 geschwommenen Trainingskilometern keine Wunder erwarten kann. So komme ich nach 1:44:28 Stunden aus dem Wasser… und freue mich aufs Radfahren.

     

Bike
Im Wechselzelt traf ich wieder auf sehr nette Helfer, deren Hilfe ich ablehnte. Startnummer, Helm, Socken und Radfahrschuhe waren sehr schnell gegriffen und angezogen. Probleme machte mir den Neo, ausziehen ging recht schnell, aber ich benötigte mehrere Versuche, um den Neo in den Bike-Beutel zu stopfen. Hilfe? Ja, hätte ich mir jetzt gewünscht… Ich laufe zu meinem Fahrrad, finde nicht direkt den richtigen Weg. Dann sehe ich es dort stehen, sehr einsam. Egal - ich packe es am Vorbau und sprinte über die Wiese, erreiche den Asphalt und steige auf. Auf der Brücke sehe ich Roxi und Jörg. Ich freu mich, motiviert geht es auf die erste Radrunde. Es ist frisch, es weht kein Wind und es werden 25 Grad erwartet - perfekte Bedingungen. Eine 5:55 ist für den Bikesplit das Ziel. An den Anstiegen verliere ich immer noch Zeit, aber auf den Abfahrten und den langen Graden kann ich ordentlich Tempo machen. In Greding am Kalvarienberg steppte der Bär, sowie auch am Solarer Hill. Nachdem ich 50 Kilometer auf der ersten Runde unterwegs war, überholt mich Jan Frodeno mit einem riesen Abstand, Nilks Fromhold und Cyril Viennot passieren mich nach 68 gefahrenen Kilometern. Ich genieße das Radfahren auch wenn ich nach der ersten Radrunde ein wenig hinter der Zeit liege. Holst Du alles auf der zweiten Runde wieder raus, denke ich mir. Doch das war nicht so einfach, denn beim zweiten Anstieg zum Kalvarienberg beim Kilometer 130 wurde mir der Stecker gezogen. Hinzu kam auch noch etwas Wind. Ich entschied mich, die restliche Strecke in einem gewissen „Wohlfühltempo“ zu fahren, um im Anschluss einen vernünftigen Marathon zu laufen. So steige ich dann nach 6:05:18 Stunden vom Rad.

    

Run
Der Wechsel läuft gut, allerdings vergesse ich die Riegel aus meinem Einteiler zu nehmen. Eigene Verpflegung denke ich mir, kann auch nicht schaden. Ich laufe los, nicht zu schnell, und es läuft gut. Nach einem Kilometer geht es durch das kleine Waldstück zum Gewerbegebiet, am Hotspot der Unternehmen Speck Pumpen und Erdinger Alkoholfrei herrscht eine tolle Stimmung, laute Musik, guter Moderator und Zuschauer, die die Läufer anfeuern. Dazwischen auch Roxi und Jörg. Kurz danach geht es knapp 6 Kilometer am Main-Donau-Kanal entlang nach Schwand/Schwanstetten. Kurz vor der Schleuse in Leerstetten erblicke ich Jörg und Roxi mit dem Rad auf der anderen Kanalseite. Ich muss tatsächlich zweimal hinschauen. Auch in Schwand tauchten die beiden immer wieder auf, hier war die Stimmung auch wieder grandios. Nachdem es wieder an den Kanal ging, fingen Kopf und Beine an, nicht mehr zusammen zu arbeiten. Ab Kilometer 18 fiel mir das Laufen sehr schwer, das sollte sich auch bis zu Wende in Eckersmühlen nicht ändern. Es fiel mir unglaublich schwer in einen Laufrhythmus zu kommen. Ich fing an hochzurechnen und sagte mir, dass es gar nicht so schlimm sei, diesmal nach mehr als 13 Stunden ins Ziel zu kommen. Nach einem ewigen rumgeeiere sprach ich einen der vielen Athleten an, dem es genauso ging wie mir. Sascha und ich merkten schnell, dass wir gut zusammen laufen konnten und pushten uns so gegenseitig ins Ziel. Ich hielt im Triathlonpark Ausschau nach Roxi und Jörg, leider konnte ich beide nicht sehen. Kurz vorm Zielbogen jedoch hörte ich des Öfteren meinen Namen. Also doch ein paar bekannte Menschen im Stadion :-) Ich laufe durch das Ziel, die Uhr stoppt. Nach 12:57:09 Stunden komme ich überglücklich ins Ziel. Es gibt eine schöne Medaille, ich hole das Finisher-Shirt ab, lasse mir meine Urkunde ausdrucken, nehme eine kurze Dusche, esse einen kleinen Happen und freue mich auf die After-Finish-Party mit Jörg und Roxi. Die Zeit vergeht so unglaublich schnell nach dem Finish, dass wir uns entscheiden, nicht bis zum Feuerwerk zu bleiben. Wir checken das Rad aus und fahren ins Hotel, mittlerweile ist es kurz nach 23:00 Uhr, was uns nicht hindert noch einen Absacker in der Hotelbar zu nehmen ;-)

        

Fazit

Ich bin nach dem Finish oft gefragt wurden, ob ich glücklich oder doch eher enttäuscht war. Das ist tatsächlich eine sehr gute Frage, die ich pauschal gar nicht beantworten kann. Natürlich bin ich sehr froh darüber ins Ziel gekommen zu sein und das unter 13 Stunden - 90 Sekunden langsamer als bei dem Hitzerennen vor zwei Jahren. Und da ist sie die Enttäuschung, das Gefühl die eigene Leistung nicht verbessern haben zu können. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ein Schwimmtraining in den letzten 6 Monaten fast gar nicht stattgefunden hat und ich viel Radgefahren bin, ohne dabei wirklich meine Schwächen trainiert zu haben, denke ich, dass ich mit dem Ergebnis recht zufrieden sein kann. Für mich bedeutet eine Langdistanz jedenfalls auch weiterhin immer ein großes Abenteuer… auf das ich mich auch in diesem Jahr gerne ein zweites Mal begeben möchte.

 

 



UA-44922339-1